20 Jahre Bologna-Prozess: Was hat er der österreichischen Hochschullandschaft gebracht?
Der Bologna-Prozess hat einen vergleichbaren, strukturellen Rahmen geschaffen, innerhalb dessen die Hochschulen agieren können. In 20 Jahren wurden europäische Studiensysteme harmonisiert, ein kompatibles System zur Anrechnung von Studienleistungen erarbeitet, die Mobilität an Hochschulen und die Zusammenarbeit im Bereich der Qualitätssicherung gefördert. Am 4. Juni reflektierten 200 in- und ausländische Expert/innen an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) mit einem kritisch-konstruktiven Blick.
Das Hauptthema der Diskussion, die akademische Freiheit, ist auch im Paris Communiqué 2018 – dem aktuellen Grundsatzpapier zum Bologna-Prozess – verankert. Laut Liviu Matei von der Central European University (CEU) gibt es derzeit weder eine europaweite Definition noch Referenzwerte und europäische Vorzeigemodelle. Die akademische Freiheit bleibe für alle Hochschulen essenziell. Ein erster Schritt könnte die Erstellung einer europäischen Hochschul-Referenz zur akademischen Freiheit sein.
Somit war auch die Paneldiskussion über grundlegende Werte und akademische Freiheit spannender Mittelpunkt. Friedrich Bechina (Congregation for Catholic Education, Vatikan), Edeltraud Hanappi-Egger (Wirtschaftsuniversität Wien), Sijbolt Noorda (Magna Charta Observatory), Liviu Matei (CEU) sprachen mit Christian Meyer (mdw) über die Rolle des Europäischen Hochschulraums und der Wiener Deklaration über „Universities for Enlightenment“.
Hanappi-Egger sieht die akademische Freiheit und Integrität, institutionelle Autonomie, die Teilhabe von Studierenden und Lehrenden in der Hochschul-Governance und die gesellschaftliche Verantwortung von Hochschulen als wesentliche Werte für die Demokratie im Hochschulbereich. „Universitäten leben diese Werte, gleichzeitig liegt es an den jeweiligen Regierungen, sie mit entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen zu garantieren“, so Hanappi-Egger.
Sijbolt Noorda freut sich über die großen Fortschritte im Bereich Qualitätssicherung, in der Lehrplanstruktur und der allgemeinen Umsetzung der Ziele. Jetzt möchte er zusätzliche Ziele setzen: „Wir sollten mehr auf Kernwerte wie akademische Freiheit, Gerechtigkeit und Integrität pochen. Auch die Stärkung der sozialen Rolle der Hochschulbildung in Bezug auf Zugang und Wirkung und die Förderung von Innovation in Lehren und Lernen im Sinne von schülerzentriertem Lernen, interdisziplinären Lehrplänen und integrativer Teilnahme sind mir ein Anliegen.“
Jakob Calice, Geschäftsführer des OeAD, ergänzt: „Auch in Zeiten der Digitalisierung und der virtuellen Mobilität spielt die persönliche Auslandserfahrung eine wesentliche Rolle für mehr Verständnis und Toleranz.“
Bologna-Servicestelle
Die Veranstaltung wurde im Rahmen eines Erasmus+ Projekts des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung in Kooperation mit der Bologna-Servicestelle durchgeführt. Die Servicestelle unterstützt die Umsetzung des europäischen Hochschulraums in Österreich und ist Teil des OeAD. Der OeAD ist die österreichische Agentur für internationale Mobilität und Kooperation in Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Die aktuelle Ausgabe des OeAD-Magazins „oead.news“ blickt zurück auf 20 Jahre Bologna-Prozess und lässt federführende Akteur/innen und europäische Expert/innen zu Wort kommen. Das Magazin kann online auf Issuu gelesen und als Printausgabe bestellt werden.
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