Alpbach 2019: 22 europäische Bildungsagenturen arbeiten an der Zukunft von Erasmus+ Das EU-Programm Erasmus+ und seine Vorgängerprogramme haben seit 1987 über zehn Mio. Menschen mobil gemacht. Darunter mehr als eine Viertelmillion Österreicher/innen, die seit Österreichs Teilnahme 1992 im Ausland gelernt, studiert, gelehrt, geforscht oder ein Praktikum absolviert haben. In Erasmus+ 2014–2020 investierte die Europäische Kommission mehr als 14,7 Mrd. Euro, mit dem Ziel, vier Mio. Europäer/innen einen Auslandsaufenthalt zu ermöglichen und in transnationalen Projekten zu kooperieren. Sein Nachfolger ab 2021 soll laut der Direktorin der Europäischen Kommission, Sophia Eriksson-Waterschoot, mit verdoppeltem Budget (30 Mrd. Euro) Bildungsaufenthalte für zwölf Mio. Menschen ermöglichen und die Anzahl der Kooperationsprojekte zu erhöhen. Das Europäische Parlament sieht für Erasmus+ 2021–2027 dreimal so viele Mittel vor. Einfacher und inklusiver Zugang für noch mehr Teilnehmer/innenDie inhaltlichen Vorbereitungen sind voll im Gange. Der Zugang zum Programm soll einfacher und benutzerfreundlicher werden. Für die neue Programmgeneration soll auch die Mobilität von Schülerinnen und Schülern und Lehrlingen erhöht sowie die Teilnahme von kleineren Einrichtungen gestärkt werden. Auf den sozialen Ausgleich möchte man stärker achten. Als ersten Schritt hat das BMBWF in Österreich bereits die Erasmus+ Stipendien für Studierende mit dem Studienjahr 2019/20 erhöht. So steigen die Erasmus+ Zuschüsse für alle Studierenden in Österreich um 60 Euro. Je nach Zielland und abhängig davon, ob es sich um einen Studienaufenthalt oder ein Praktikum handelt, beträgt die Steigerung zwölf bis 20 Prozent. Erasmus+ wird in Österreich vom OeAD umgesetzt. Jakob Calice, Geschäftsführer des OeAD, sagt: „Studienbeihilfenbezieher/innen in Österreich können sich über ein weiteres Zuckerl freuen: Zusätzlich zur Beihilfe für ein Auslandsstudium erhalten sie nun auf Initiative des BMBWF auch das volle Erasmus+ Stipendium. Bis dato gab es nur eine Ausgleichszahlung, quasi eine Deckelung.“ Dieser Studierendengruppe, die 16 bis 17 Prozent der Erasmus-Studierenden ausmacht, steht damit eine nachhaltige Erhöhung der Mittel für ihren Erasmus+ Auslandsaufenthalt zur Verfügung. Hochrangige EU-Vertreter/innen bei den DiskussionenErasmus+ ab 2021 soll weiterhin die Bereiche Bildung, Jugend und Sport abdecken. Auf Einladung des OeAD arbeiteten Vertreter/innen von 22 Erasmus+ Nationalagenturen aus dem Bildungsbereich mit Sophia Eriksson-Waterschoot (Europäische Kommission, Direktorin für Bildung und Kultur), Petra Kammerevert (Europäisches Parlament, Mitglied im Ausschuss für Kultur und Bildung) und Johanna Koponen (finnische EU-Ratspräsidentschaft) an der Zukunft von Erasmus+. Im Vordergrund standen die Themen Inklusion, ein breiterer Zugang zu Erasmus+, Flexibilität des Programms sowie Konsistenz über die sieben Programmjahre. Besprochen wurden außerdem neue Aspekte wie virtuelle Mobilität, Lernende in der Erwachsenenbildung, Schüler/innen-Mobilität sowie das Budget. Johanna Koponen (Vertreterin der finnischen Ratspräsidentschaft)Erasmus+ ist eine der wichtigsten Initiativen der Europäischen Union: Laut Eurobarometer halten die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union Austauschprogramme wie Erasmus für eine der drei wichtigsten Initiativen überhaupt, gleich nach Personenfreizügigkeit und Friedensstiftung. Wir sehen dies als Auftrag, die Vorbereitungen für ein neues Programm ab 2021 rasch abzuschließen. Die finnische Ratspräsidentschaft ist stolz darauf, was wir mit Erasmus+ bisher erreicht haben. Die Diskussionen in Alpbach sind ein wichtiger Schritt, um die neuen Maßnahmen erfolgreich auf den Weg zu bringen.Sophia Eriksson-Waterschoot (Europäische Kommission, Direktorin für Bildung und Kultur)Wir arbeiten an einem gestärkten, integrativen und in die Zukunft gerichteten neuen Erasmus+ Programm. Es wird der Schlüssel zur Verwirklichung der Vision des Europäischen Bildungsraums sein, den die Europäische Union bis 2025 verwirklichen möchte. Ziel ist es, Mobilität und grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu fördern und zu erleichtern. Der Europäische Bildungsraum soll uns dabei unterstützen, unsere Bildungssysteme zu modernisieren und zu verbessern. Der Alpbach-Workshop war eine nützliche Plattform, um mit den Nationalagenturen der Mitgliedsstaaten über die nächsten Schritte zu diskutieren und einen reibungslosen Übergang zum neuen Programm ab 2021 vorzubereiten.Petra Kammerevert (Europäisches Parlament, Mitglied im Ausschuss für Kultur und Bildung)Immer wieder wird von allen Seiten betont, welch große Bedeutung das Erasmus+ Programm für den sozialen Zusammenhalt und das interkulturelle Verständnis in Europa spielt. Das Budget der neuen Programmgeneration sollte dieser Bedeutung endlich gerecht werden. Die Devise lautet: nicht nur schwadronieren, sondern bereit sein, den Geldbeutel zu öffnen. Für ein wirklich effektives und inklusives Förderprogramm brauchen wir mittelfristig mindestens eine Mittelverdreifachung im Vergleich zur aktuellen Förderperiode.Jakob Calice (Geschäftsführer des OeAD)Die Nachfrage nach der Teilnahme an Erasmus+ steigt stetig – sowohl bei den Auslandsaufenthalten als auch bei den Projektanträgen der Bildungsinstitutionen. Österreich schöpft die europäischen Mittel zu 100 Prozent aus und wir können die Nachfrage dennoch nicht zur Gänze zufriedenstellen. Eine signifikante Erhöhung der Mittel für das neue Programm erachten wir daher als notwendig. Für uns ist es besonders wichtig, dass der Zugang zum Programm noch einfacher wird und dass alle, die ins Ausland gehen möchten, dies auch können.