OeAD und USC Shoah Foundation erweitern Zusammenarbeit zur Holocaust-Aufklärung Digitale Bildungsinitiativen und IWalks für eine tiefere historische Geschichtsvermittlung Die von Steven Spielberg 1994 gegründete Shoah Foundation an der University of Southern California (USC) verfügt mit dem Visual History Archive über die weltweit größte Sammlung an videografierten Zeitzeuginnen- und Zeitzeugen-Interviews mit Überlebenden des Holocaust und anderer Genozide. Bereits seit 2017 ist der OeAD mit dem Programm ERINNERN:AT im Auftrag des BMBWF offizieller Partner für Österreich. Diese Zusammenarbeit wurde am 9. Oktober 2023 im Rahmen einer feierlichen Vertragsunterzeichnung im Beisein von Bundesminister Martin Polaschek durch Geschäftsführer Jakob Calice von Österreichs Bildungs- und Internationalisierungsagentur OeAD neu besiegelt und erweitert. „Bildung ist ein wichtiger Schlüssel zur Prävention von Antisemitismus und zur Förderung eines kritischen Geschichtsbewusstseins. Im Sinne einer aktiven Erinnerungskultur und eines gelebten Demokratiebewusstseins ist es mir ein großes Anliegen, jungen Menschen, allen voran Schülerinnen und Schülern, eine umfassende historische Aufklärung über den Holocaust und andere Genozide zu ermöglichen. Die Vertiefung unserer Zusammenarbeit mit der USC Shoah Foundation ist hierfür von größter Bedeutung“, betont Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Mit seinem Programm ERINNERN:AT beschäftigt sich der OeAD im Auftrag des BMBWF mit dem Lehren und Lernen über Nationalsozialismus, Holocaust sowie der Prävention von Antisemitismus durch Bildung. In einer internationalen Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Luzern (CH) und der Universität Flensburg (D) verantwortet das Programm die Redaktion und inhaltliche Entwicklung der deutschsprachigen Landingpage von IWitness „LEBENSGESCHICHTEN“. Auf dieser macht die USC Shoah Foundation etwa 3.000 der insgesamt über 55.000 Interviews für die Öffentlichkeit zugänglich und stellt Unterrichtseinheiten (sogenannte „Activities“) für Pädagoginnen und Pädagogen zur Verfügung. Die jüngste im DACH-Kontext entwickelte „Activity“ widmet sich erstmals in der Geschichte von IWitness den als homosexuell Verfolgten in der NS-Zeit. „Mit dem Älterwerden und dem Abschied von der ersten Generation Überlebender des NS-Regimes stellt sich vermehrt die Frage nach der Zukunft der Zeitzeugenschaft. Digitale Vermittlungsangebote wie das IWitness-Programm der USC Shoah Foundation sind eine wichtige Antwort darauf, Schülerinnen und Schüler auch zukünftig emotional und empathisch an die Geschichte des Holocaust heranzuführen und sie für die Beschäftigung mit den NS-Verbrechen zu gewinnen. Daher ist die Zusammenarbeit mit der Shoah Foundation für den OeAD von großer Bedeutung“, so Jakob Calice. Patrick Siegele, Leiter des OeAD-Bereichs „Holocaust Education“, ergänzt: „Schülerinnen und Schüler treten über die von ERINNERN:AT entwickelten Unterrichtseinheiten nicht nur mit den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in Kontakt, sondern sie entwickeln dadurch auch historische Kompetenzen, Medienkompetenz und Empathie. Das sind Schlüsselkompetenzen für ein kritisches Geschichtsbewusstsein, welche in Zeiten der Holocaust-Leugnung und -Relativierung unverzichtbar sind.“ Das BMBWF setzte unter Bildungsminister Martin Polaschek bereits zahlreiche neue Initiativen im Bereich des Gedenkens. Dazu zählt unter anderem ein Ausbau der Schulbesuche bei den Erinnerungsstätten, wie etwa dem KZ Mauthausen. „Niemals vergessen. Unter diesem Motto schaffen wir bei den jungen Menschen ein Bewusstsein für das dunkelste Kapitel unserer Geschichte. Auch in Zukunft werde ich alle Kräfte in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Forschung bündeln, um diese Bewusstseinsbildung bei der nächsten Generation zu fördern“. Mit der Unterzeichnung eines neuen Memorandum of Understanding (MoU) zwischen dem OeAD und der USC werden einerseits bestehende Kooperationsprojekte verstetigt, andererseits neue Vorhaben gesetzt. Dazu zählt etwa, dass der OeAD nun auch offiziell IWalks für die USC Shoah Foundation entwickelt. Dabei handelt es sich um ortsbezogene, digitale und interaktive Rundgänge, die mit Zeitzeuginnen- und Zeitzeugenberichten und weiteren Primärquellen wie etwa Karten oder Fotografien kombiniert werden. Außerdem soll gemeinsam mit der USC ein Konzept erarbeitet werden, wie zukünftig der Einsatz der Materialien im Unterricht wissenschaftlich evaluiert werden könnte. Ein vergleichbares Projekt gibt es bereits in der Schweiz. Robert J. Williams, Geschäftsführer von Finci-Viterbi und Vorsitzender der USC Shoah Foundation, brachte seine laufende Unterstützung für die OeAD-Partnerschaft zum Ausdruck: „Diese wichtige Zusammenarbeit ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere angesichts der weltweit alarmierenden Zunahme von Extremismus, Antisemitismus und Holocaust-Relativierung. Es ist jetzt wichtiger denn je zuvor, dass wir zusammenarbeiten, um den Menschen zu helfen, Geschichte zu lernen und kritisch und intensiv über die Einstellungen, Überzeugungen und Handlungen nachzudenken, die letztlich zum Holocaust geführt haben. Diese Gespräche mögen manchmal schwierig sein, aber wir können uns nicht davor drücken.“ Der OeAD fördert zudem seit 1. September 2023 im Auftrag des BMBWF, dass sich Schulen im Rahmen einer geführten Exkursion mit der Geschichte der Konzentrationslager und nunmehrigen KZ-Gedenkstätten Mauthausen und Gusen sowie seiner Außenlager-Gedenkstätten Ebensee und Melk auseinandersetzen. Dazu gibt es Materialien zur Vor- und Nachbereitung. https://oead.at/de/schule/gedenkstaettenbesuch-mauthausen IWalk Mauthausen: https://www.erinnern.at/themen/artikel/neues-digitales-bildungsangebot-virtueller-rundgang-iwalk-mauthausen IWitness - „LEBENSGESCHICHTEN“: https://iwitness.usc.edu/sites/lebensgeschichten